Meine (kleine) Welt durch die Brille meines Softwarelieferanten

Meine (kleine) Welt durch die Brille meines Softwarelieferanten

Haben Sie Ihre Informationsrecherche im Internet schon einmal mit einer anderen Suchmaschine als Google begonnen? Kaum jemand tut das, doch gerne regen wir dazu an. Mit Bing & Co. werden Sie feststellen, dass die Informationen auf eine ‘andere’ Art präsentiert werden. Da die Zeit drängt, werden Sie normalerweise zu Ihrer gewohnten Suchmaschine zurückkehren und keinen Gedanken an neue Möglichkeiten zulassen.

Jeder digitale Dienstleister schafft durch seine kreierte User Experience eine abgeschottete Umgebung, die es dem Nutzer schwermacht, auf ein anderes Programm zu wechseln. So steckt man als Serviceunternehmen im Internet sein Terrain ab.

Natürlich wird dabei die Benutzerfreundlichkeit grossgeschrieben. Neben den Positionen und Farben der Links oder Buttons, geht es auch um vorrangige Informationsfilterung. Dafür muss man den Benutzer möglichst gut kennen (so wie bei der digitalen Werbung). Es entsteht ein Trichter. Die Wahrnehmung des Nutzers wird begrenzt – und wir Anwender begeben uns freiwillig in diesen Ausschnitt des Gesamtbildes. Bald ist vergessen, dass es noch andere Werkzeuge zur Informationsbeschaffung und Präsentation gibt. Schliesslich werden wir ja durch immer einfachere und schnellere Bedienung des Bekannten belohnt.

Sollten Anwender also auch lernen, dass sie durch diese Gewohnheiten ihr Spektrum an Lösungsmöglichkeiten für ihre Probleme einschränken? Sollten Sie nicht lieber das Gesamtbild und damit alle Möglichkeiten erfassen, mit denen sie ihre Aufgabe lösen können?

Ja und ja, unbedingt. Wir leben in einer Welt, in der wir Wissen nicht mehr auswendig bereithalten müssen., s Wir müssen lernen wie man Wissen findet, bewertet, kontextualisiert und weitergibt. Dafür werden unterschiedlichste Tools zum Wissensaustausch, zur Präsentation, zur Arbeit mit Bild, Ton und Video benötigt. In so einem intellektuellen Prozess darf das Werkzeug nicht das Ergebnis bestimmen. Wann haben sie das letzte Mal eine Nicht-Powerpoint Präsentation gesehen oder ohne Google Informationen gesucht?

Es macht also Sinn, die Evaluation des jeweils passendsten Tools als eine Art ‘digitale Methodenkompetenz’ zu begreifen. So können sich die digitalisierten Lernenden die Voraussetzungen für die professionelle Wahl ihrer Werkzeuge schaffen. Es geht nicht zuerst um deren Bedienung, sondern um deren Beurteilung. Damit soll das Bewusstsein, dass man sich noch stärker, auf subtile Weise, auf omnipräsente digitale Dienstleister einlässt, geschärft werden.

 

Denkanstösse zum Thema:

Globale Technologiekonzerne wie Google wittern das grosse Geschäft.  Artikel ‘Die Schonzeit an unseren Schulen ist vorbei’ NZZaS vom 10.6.2017

Grosse IT-Konzerne sind in Listen der besten Apps für den Schulbetrieb öfters vertreten. Quelle: Centre for Learning and Performance Technologies (C4LPT)

Tool Tipp: Umfragen mit PollEverywhere

Tool Tipp: Umfragen mit PollEverywhere

Wofür und warum?

Umfragen, Quizz und Lerntest direkt im Unterricht – alle Studierenden können teilnehmen, und zwar direkt über ihr Smartphone, Tablet, Computer oder sogar via SMS. Fragen und mögliche Antworten werden im System vorbereitet. Auch freie Worte und Texte sind möglich, dargestellt werden sie als Begriffswolke, Prozentbalken oder Kuchendiagramme. Der Dozent zeigt die Fragen direkt in seiner Präsentation und deckt die Resultate sofort oder später auf.

Ein ideales Tool, gerade bei grossen und digitalaffinen Klassen, für (a) hohe Interaktion, um (b) von allen Anwesenden eine Antwort zu erhalten und (c) ein Bild zum Wissensstand der Klasse zu erhalten.

Anwendungsbeispiele

  • Vorkenntnisse einer neuen Klasse abfragen
  • Zufriedenheit mit Unterricht erheben
  • Wer fühlt sich über-/unterfordert? Die Anonymität hilft.
  • Multiple Choice-Fragen zu behandelten Themen als Verständniskontrolle

Aufwand

  • 0,5 – 1h für Kontoeröffnung, Umfrageformate verstehen und erste Gehversuche
  • 0,5h für die Erstellung einer Umfrage nach Vorlage
  • 0,25h Installation und Austesten im Klassenzimmer

Weiteres

Die Anzeige der Umfrage direkt im Powerpoint erfordert Plugin-Installation, dies ist nicht immer möglich auf Schulcomputern.  Lösung: eigenen Notebook anschliessen oder Link zur Umfrage im Browser öffnen und beamen (visuell nicht sehr attraktiv).

Kosten. Die Gratisversion deckt vermutlich die Bedürfnisse der meisten Benutzer ab. Falls nicht, können Lizenzen für die ganze Schule gelöst werden.

Rating der Redaktion

4*** von 5 Sternen. Gute Wirkung und hoher Informationswert können durch kluge Fragen mit vertretbarem Aufwand erreicht werden.

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